In dem vollbesetzten Fitnessstudio in Vöcklabruck kam es am Mittwochnachmittag zu dem mutmaßlichen Mordversuch.

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Linz – Der Notruf erreicht die Polizei um 13.48 Uhr. Am Telefon ist eine Frau, die besorgt berichtet, dass sie vor der Eingangstür ihres Arbeitsplatzes – ein Fitnessstudio in Vöcklabruck, in dem die Frau als Trainerin arbeitet – soeben ihren Ehemann gesehen habe. Der schwer suchtkranke 27-Jährige sollte zu diesem Zeitpunkt eigentlich in einer Salzburger Spezialklinik sein – stationär und ohne Ausgang unter der Woche.

Zudem schildert die Frau, dass ihr Ehemann – das Paar hat ein gemeinsames Kind – wenige Tage zuvor eine Whatsapp-Nachricht mit den Worten "Du wirst bald ein Problem kriegen" geschickt habe. Die Beamtin erkundigt sich, ob es ein aufrechtes Betretungsverbot gebe. Sie rät der Anruferin, die Handynachricht zu speichern und eine Anzeige zu erstatten. Das Gespräch dauert wenige Minuten.

Um 14.01 geht bei der Polizei wieder ein Notruf aus dem Fitnessstudio in Vöcklabruck ein: Eine weibliche Person liege schwer verletzt auf dem Boden. In dieser kurzen Zeit haben sich in dem Studio wohl unglaubliche Szenen abgespielt. Unmittelbar nach dem ersten Notruf stürmt der 27-Jährige in das Fitnessstudio, erblickt seine Frau an der Rezeption – und sticht sofort auf sie ein. Die Verletzte geht mit massiven Stichverletzungen am gesamten Oberkörper und im Gesicht zu Boden.

Schlag mit der Hantel

Zum Tatzeitpunkt ist das Training im Studio in vollem Gange. Mehrere Besucher eilen der jungen Frau sofort zu Hilfe und versuchen den Täter von seinem Opfer abzubringen. Doch der Mann scheint in einem unglaublichen Blutrausch zu sein. Selbst ein Schlag auf den Kopf mit einer Drei-Kilo-Hantel bringt den Angreifer zunächst nicht ins Wanken. Erst als ein weiterer Studiobesucher mit einer Hantelstange auf den Rücken des 27-Jährigen eindrischt, ergreift dieser die Flucht. Wenig später kann die Polizei den Täter aber in einem nahen Einkaufszentrum stellen. Die Frau wird in einem lebensbedrohlichen Zustand in das Klinikum Vöcklabruck eingeliefert. Am Donnerstag war sie aber außer Lebensgefahr.

Der Täter hat sich laut Polizei in den ersten Einvernahmen wenig kooperativ gezeigt. Auch hinsichtlich eines Motivs habe er keine Angaben gemacht.

Alkohol und Drogen

Zumindest aber soll, so ist aus Ermittlerkreisen zu hören, der Drogentest voll angeschlagen haben. Gleich mehrere Substanzen sollen nachgewiesen worden sein, zudem ein entsprechend hoher Alkoholgehalt im Blut. Die Tatwaffe, ein Messer, soll der 27-Jährige aus der Salzburger Klinik mitgenommen haben.

Das Paar selbst lebte jedenfalls nicht getrennt. Die Beziehung dürfte dennoch eine höchst problematische gewesen sein. Und nicht zum ersten Mal war Gewalt im Spiel. Schon einmal soll, so ist aus Polizeikreisen zu hören, eine Verurteilung im Raum gestanden sein, wobei die Frau vor Gericht dann alle Vorwürfe zurückgezogen haben soll.

Beamtin der Funktion enthoben

Indes erhebt die Mutter des Opfers in einem "Krone"-Interview schwere Vorwürfe. Ihre Tochter sei bei ihrem ersten Notruf "abgewimmelt" worden. Der Einsatz und vor allem die Aufnahmen der Notrufe werden jetzt laut Polizei geprüft. Zumindest verweist man aber auf das enge Zeitdiagramm. Der Angriff müsse demnach unmittelbar nach dem ersten Notruf der Frau passiert sein. Dem "Kurier" zufolge wurde die Beamtin, die den Anruf entgegengenommen hatte, mittlerweile vom Dienst in der Landesleitzentrale abgezogen. Sie sei an eine andere Stelle zugeteilt worden, heißt es.

Zu klären wird also sein, ob der Übergriff bei einem Einschreiten schon nach dem ersten Telefonat zu verhindern gewesen wäre. Und eine weitere Frage, auf die es vorerst keine Antwort gab, muss geklärt werden: Wie konnte sich der 27-Jährige aus der geschlossenen Abteilung der Salzburger Entzugsklinik absetzen? (Markus Rohrhofer, red, 22.12.2022)